Ehrungen und Rezensionen

Andre Gunder Frank: ReORIENT - Weltwirtschaft im asiatischen Zeitalter

Berkeley: University of California Press 1998, 416 S.[Pb US$ 19,95]

New Delhi: Sage India 1998 [Rps 495]

Beijing Central Compilation and Translation Press Februar 2000

Hongkong: Asia 2000, Druck in Fantizi im Erscheinen. Ebenso Ausgaben auf Japanisch, Koreanisch

Erster Preis der Vereinigung für Weltgeschichte (World History Association) 1999

Dieses Buch hat gerade den Preis der World History Association 1999 erhalten, der auf der Konferenz der WHA in Victoria, British Columbia überreicht wurde. Die Wahl dieses Buches fiel einstimmig aus, weil wir dieses Buch als eine Klasse für sich ansehen. Die Breite der Vision, die mutige Analyse und die passende Warnung an die Historiker, sich nicht durch Ethnozentrismus davon abschrecken zu lassen, die Vergangenheit aus einer globalen Perspektive zu erforschen, all dies macht die außerdordentliche Stellung des Buches von Gunder Frank aus und zu einer Pflichtlektüre für Historiker, für Lehrer und Studenten der Weltgeschichte.

Das Buch führt den Nachweis, daß die europäische Hegemonie in der modernen Ära sich nicht früher als im neunzehnten Jahrhundert durchsetzte und Europa bis dahin eher ein Spieler am Rande der eurasischen Weltwirtschaft war, deren Zentrum China bildete. Nur die durch das amerikanische Silber und den atlantischen Sklavenhandel abfallenden Gewinne versetzten Europa in die Lage, sich seinen Weg in die bestehende Weltwirtschaft einzukaufen und sich zu industrialisieren. Der ganzheitliche Ansatz des Buches zwingt die Historiker dazu, über Europa hinauszusehen, um die Herausbildung der modernen Welt verstehen zu können, und dabei steht Franks Aufmerksamkeit für historiographische Fragestellungen einzigartig da.

David A. Chappell

Redakteur Book Review, Journal of World History

Amerikanischer Soziologenverband (American Sociological Association)

Politische Ökonomie der Weltsysteme (PEWS) Buchpreis 2000

Gewinner: Andre Gunder Frank, ReORIENT: Weltwirtschaft im asiatischen Zeitalter

Andre Gunder Frank hat unser Denken in seiner langen und berühmten Karriere fortwährend auf den Kopf gestellt. Mit seiner Arbeit an der Entwicklung der Unterentwicklung kippte er mit Erfolg die herrschende Orthodoxie der Modernisierungstheorie und erzwang damit das Überdenken der Frage, wie Unterentwicklung entsteht und verläuft. Die Welt, und unser Verständnis davon waren danach nie mehr dieselben Während er Immer noch mit voller Kraft arbeitet und alle unserer vorgefaßten Meinungen mit Wucht angreift, hat Frank ein weiteres Meisterwerk an provozierender Soziologie zustandegebracht. ReOrient stellt beinahe jeden Satz von Annahmen in Frage, der sich in der Makrosoziologie seit dem Beginn der Disziplin Geltung verschafft hat. Alle großen Denker der Sozialwissenschaft von Adam Smith bis zu Weber und Marx, und zu Wallerstein werden auf die Schlachtbank geführt, indem Frank den Begriff des Kapitalismus selbst genauso in Frage stellt wie die Entstehung einer Besonderheit, die in Europa im 16. Jahrhundert begonnen haben soll. Er bringt dabei Tonnen von Beweisen für seine Behauptung, daß unsere grundlegendsten Kategorien und Annahmen in einem Eurozentrismus verwurzelt sind, der uns für die langandauernde historische Dominanz Asiens im globalen System blind gemacht hat, und eine Kontinuität der globalen Entwicklung aus dem Blick verlieren läßt, durch die die Vorstellung von einer scharfen, selbsterzeugten Bruchstelle in der europäischen Geschichte zunichte gemacht wird.

Franks Hauptthese ist die, daß Asien und nicht Europa den zentralen Platz während des Großteils der moderne Geschichte vor 1800 innehatte. Die Wirtschaften Asiens waren viel weiter »fortgeschritten« als irgendeine oder alle zusammengenommen in Europa. Erst etwa um 1800 verloren die asiatischen Gesellschaften ihre Vormachtstellung in der Weltwirtschaft, eine Position, die vom Westen während des 19. und 20. Jahrhunderts eingenommen wurde. Frank sieht im neuen Jahrhundert eine Verschiebung zurück zu asiatischer Vorrangstellung voraus. Der einfallsreich gewählte Titel des Buches enthält mehrfache Bedeutungen, indem er nicht nur unser Denken mit neuer Betonung auf der Wichtigkeit des »Orients« bezeichnet, sondern auch die »Wiederkunft« des Ostens beinhaltet.

Ob wir mit allem einverstanden sind, was Frank in diesem Buch sagt oder nicht, es stellt (ein) herausragendes intellektuelles Ergebnis daß. Es zwingt uns zur Konfrontation mit den Annahmen und Begriffen, auf denen unsere Ideen und unsere Forschung für Generationen beruht haben. Ihnen ist jetzt der Boden weggezogen worden, und wir müssen bezweifeln, ob alle jene »Gegebenheiten« nicht lediglich ererbte kulturelle Vorurteile sind. Dieses Buch ist wie eine kalte Dusche, unter die man nur schaudernd tritt und sie dann erfrischt und mit neuer Kraft wieder verläßt.

Was macht ein großes Buch aus? Ein Musterstück ist eine Arbeit, die all das zu einer Synthese bildet, was wir schon wissen. Die Großartigkeit von reOrient liegt in einem entgegengesetzten Prinzip: daß es seine Leser zwingt, alles was sie bisher gedacht und gelesen haben, aus neuer Sicht zu betrachten. Wir glauben, daß es solch eine Arbeit verdient, daß ihr mit Hingabe begegnet und sie gewürdigt wird.

Rezensionen

Dieses bilderstürmende Buch ist der Höhepunkt in einem lebenslangen Kampf des fruchtbarsten Sozialhistorikers um die Erklärung der Weltentwicklung. Eine vom Autor in den Mittelpunkt gestellte Idee ist, daß zum Verständnis der Geschichte die Analyse geradewegs an einem die Welt umfassenden Modell der Weltwirtschaft begonnen werde muß. Frank liefert eine dringend erforderliche Perspektive dafür, daß wir »alle im selben Boot« sitzen, daß es »Einheit in Vielfalt« gibt und daß Vorstellungen wie die vom »clash of civilizations« Unsinn sind. Zu leicht würde es sich machen, wer es als gerade »politisch korrekt« abtun würde. Um es zusammenzufassen, das Buch »reOrient« setzt wieder einen Meilenstein.

Hans-Juergen Engelbrecht,

Massey Universität, Neuseeland in Internationale Zeitschrift der Sozialökonomie

Dies wird ein äußerst wichtiges Buch mit hinreichender Originalität und Wichtigkeit sein und eine größere Wirkung haben. Es konnte nicht ehrgeiziger sein.

Kenneth Pomeranz

Universität von Kalifornien at Irvine

»reOrient« ist ein anregendes und nachdenkliches Buch, das von allem ernsthaften Studenten des modernen Weltsystems gelesen werden sollte. (Es) hat wegen seines Anspruchs, daß diese neue Perspektive auf den Aufstieg des Westens alle unsere Theorien der Entwicklung ungültig macht, große Wellen der Besorgnis unter Sozialwissenschaftlern ausgelöst.

Christopher Chase-Dunn

Universität von Kalifornien at Riverside in Amerikanische Zeitschrift der Soziologie

Wir sind lange in Andre Gunder Franks Schuld gewesen dafür, daß er uns unvergeßliche Begriffe gegeben hat. Nun gibt er uns wieder das großartige »reOrient«, ein schneidendes Bonmot, das uns nicht nur von der eurozentrischen Geschichtsbetrachtung wegführt, sondern auch für die Zeit der sogenannten europäischen Hegemonie Asiens Kraft und Bedeutung hervorhebt. Dieses Buch ist im klassischen bilderstürmenden und synthetischen Stil geschrieben, den wir von Frank erwarten. Zur Stützung seiner Position hat er eine ungeheure Menge an Beweisen zusammengetragen. (Seine) kräftige und klare Stimme hat uns immer zum Überdenken und Revidieren aufgefordert. Kein Gelehrter kann sich leisten, dieses ernste Buch zu ignorieren.

Janet Abu-Lughod

New School und Zeitschrift für Weltgeschichte